Piotr Kotlicki, We are turning into nothings exclaimed the general
08.07.2016 - 21.09.2016
Wir verwandeln uns in Nichts rief der General
Was ist die Realität? Wie manifestiert ein Künstler seine Wahrheit? Wer ist der moderne Mensch? Ob der Versuch einen eigenen Stil zu finden eine Form der Beschränkung ist? In seinen existenziellen Fragen betreffend der Bedeutung der menschlichen Bestrebungen und Leidenschaften und ständiger Suche nach Harmonie und Kohärenz der Kunst, erlaubt sich Piotr Kotlicki die Aufrichtigkeit der Einfachheit indem er sagt: „(…) Der Grund warum ich Kunst betreibe ist wirklich sehr simpel – ich male sehr gerne”.
Für Piotr Kotlicki, der zur Zeit in der Galerie Sandhofer ausstellt, war der Moment des plötzlichen Ausbruchs der künstlerischen Aktivitäten die Pubertät. Das ungehemmte, aus dem tiefsten Inneren kommende jugendliche Bedürfnis nach dem Ausdruck war weder durch künstlerische Wurzeln im Elternhaus noch durch Mode unter Freunden bestimmt. Es war auch kein eklatanter Versuch der Manifestation von irgendwas, sondern vielmehr der Wunsch nach ästhetischen Erfahrungen, der Versuch einer neuen Aktivität. Er wollte nicht nur zuhören und sehen, sondern selbst spielen, singen und malen. Von den Bereichen, die er ausprobierte, ist es die Malerei gewesen, die ihm am nächsten war, die am besten mit seiner Natur, Sensibilität und Spiritualität koexistierte.
Kotlicki ist als Künstler ständig auf der Suche. Während er seine Richtung bestimmen wollte traf er auf Avantgarde. Er verließ jedoch diesen Weg, weil er für sich erkannte, dass der konkrete Stil gewisse Einschränkungen bedeutet und echte Kunst heißt sich von Rahmen und Vorschriften zu befreien. Im Anschluss an diesen Gedanken ist es ihm gelungen ein unabhängiger Künstler zu bleiben, der aus eigenen gefühlten Erlebnissen in bestimmten Momenten und konkreten Situationen Werke schafft.
Für seine Arbeiten holt er sich Inspiration von allem, was ihn umgibt, ihn interessiert und was mit seinem durch Urformen, soziale Einflüsse und eigene Motive geprägten Ich korrespondiert. Manchmal ist es das Thema eines Buches, das er bewusst in seinem Bild zitiert, gelegentlich die Aussicht aus dem Fenster, Fotos und Filme aus dem Internet, die Einflüsse der Lehrer an der Akademie. Seine Kunst ist auch durch die Medienberichte oder genauer gesagt seine Empfindsamkeit durch die Medienberichte beeinflusst. Die meisten Werke aus den Jahren 2014-2015 sind vom Bürgerkrieg in der Ukraine inspiriert, seinem unerwarteten und blutigen Verlauf. Daher ist eine spürbare Dualität und Widerspruch der Intentionen des Künstlers mit dem Endergebnis sichtbar: Einerseits will er einfach nur malen, aus spontaner Notwendigkeit und künstlerischem Impuls heraus und sich dem Zufall ergeben, andererseits will er moralisieren, Skrupel verursachen, zum Besinnen aufrufen. Das verleiht seinen Werken eine existenzielle Stimmung.
Dem Künstler sind in der Malerei Fotografien hilfreich. Dadurch jedoch, dass er viele Jahre in der Fotobranche tätig war, musste er als Maler über die Sicht des Sehens von Fotos „hinausgehen“, was in der versuchten Verzerrung bemerkbar ist. In jedem Bild bemüht er sich die Proportionen zu verändern um somit einen Abstand zur pseudo-realen Wirklichkeit der Fotografie zu gewinnen.
Die Form in Kotlickis Bildern entwickelte sich parallel zur Suche nach der künstlerischen Identität. Der primäre Fokus auf ein Element oder einen Helden der Leinwand wichen den Feinheiten von komplexen oft mit exotischen Pflanzen und animalischen befüllten Motiven. Es scheint, dass diese Form der Entwicklung aus dem zweijährigen Vertrag und seinen Reisen auf einem Transatlantik-Liner erfolgte. Dicht gemalte große Leinwände ziehen den Betrachter in das Dickicht der Motive. So versucht der Zuschauer die verborgenen Bedeutungen und Metaphern zu erkennen und zu entschlüsseln, jedoch in der Regel ist dies nicht die Absicht des Künstlers.
Die traditionelle Symbolik der Bildkonstruktion ist der einzige Aspekt, aus dem Piotr Kotlicki mit Vorliebe schöpft. Große Bedeutung für die emotionelle Aussage des Werkes hat die Verwendung der mittleren, zentrierten oder leicht schrägen Komposition, die das Bild in zwei Teile teilt. Die Aussage der Stimmung der gezeigten Szene erreicht der Künstler dank der Anordnung der Diagonale, steigt sie, ist sie positiv, fällt sie, steht sie für negative Stimmung. In ähnlicher Weise haben die Ränder der Leinwand einen symbolischen Akzent: Sie sind eine Grenze, hinter welcher den Held das Unbekannte erwartet, Freiheit, aber auch Gefährliches.
Aufgrund seiner Erfahrung bei der Realisation von Filmen (er ist Assistent an der bekannten Filmschule in Lodz) legt Kotlicki einen großen Wert auf das Spiel von Licht und Schatten. Das Studium der Werke der Meister verschiedener Epochen wie Caravaggio, Bacon, Picasso und Basquiat schuf eine Synthese ihrer Erfahrungen mit seiner Beobachtung der Relation zwischen Licht und Schatten. Die Öl-Lasurtechnik, die er verwendet ist perfekt geeignet um die Tiefe des Hell-Dunkels wieder zu geben. Er benutzt es jedoch nicht kategorisch und lässt sich selbst den Handlungsspielraum für Zufälligkeiten.
Kotlickis Werke sind sehr reich an Textur. Neben Licht und Schatten spielt der Künstler mit Kontrasten: Flache Farbflächen verbindet er mit dicken, rauen Farbschichten, runde Formen mit quadratischen, Öl mit Pastellfarbe, Realismus mit abstrakter Malerei. Bei den Farben bleibt er lieber dem Monochromen treu. Die hier und dort erscheinende andere Farbe dient dazu den dominanten Grundton zu verstärken. Doch genau wie bei Licht und Schatten ist es keine zwingende Maßnahme, der Autor ist offen für den Lauf seiner kreativen Gedankengänge.
Die jüngsten Werke des Künstlers zeigen, dass er seinen eigenen künstlerischen Weg gefunden und bewusst jegliche Anleihen abgelegt hat. Die Arbeiten haben die Größe reduziert, zeigen oft Gestalten, die aus einem dunklen Hintergrund erscheinen, deformiert oder zur einer Farbfläche reduziert. Die Vereinfachung der Komposition bringt die Schlichtheit zum Ausdruck, die der Künstler gesucht hat.
Piotr Kotlicki hat sein Interesse für Kunst aus seinem Bedürfnis zur Expression abgeleitet, ohne eine Klassifikation für einen konkreten Stil oder Richtung und blieb so seinen eigenen Erfahrungen treu. Als ein bewusster Künstler erforscht er die Welt der Kunst, ständig auf der Suche nach Quellen der Inspiration. In jedem nachfolgenden Werk manifestiert er Harmonie und Einfachheit, die Quellen der Phantasie und die Emanation seines eigenes „Ich“ sind. Über dieses Phänomen schrieb Grzegorz Królikiewicz (Polnischer Regisseur, Drehbuchautor, Pädagoge und Professor an der Filmhochschule Lodz) im Buch „Różyczka” „Kleine Rose“ und bezeichnete dies als „undurchschaubare geistige Strukturen, die Kreatoren dieser „Gesamtheit“ sind“.
Sandra Zagajna
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"The truth is only know by ferns" 2014
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"He lost his mind for some meanest" 2014
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SOLD "We are turning into nothings exclaimed the general" 2014
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"Hey there in the valley" 2014
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"Some sort of sweaty effort running down my forehead" 2015
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"Hockeyman in the forest" 2011
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"Formal suit" 2016
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"Ecce homo" 2016
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"Such a situation" 2015
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"Where the roses grow" 2016
Photo Documentation of the Exhibition
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