Julita Malinowska, At the Sea-Side

14.01.2011 - 15.03.2011

Unabhängig von der geografischen Breite und dem Kulturbereich eines Landes ist Wasser ein an Bedeutungen ungewöhnlich reiches Symbol. Es versinnbildlicht gleichermaßen die Reinheit und Wahrheitsliebe sowie Chaos und das Geheimnisvolle. 

Wasser ist die Quelle des Erkennens, des Lebens, der Aufklärung und der Wiedergeburt aber auch die des Todes. Als Element ist es voll von Geheimnissen und Gefahren. Die Meerestiefen bergen in sich seltene und gefährliche Geschöpfe. Dieses Potenzial von Bösem und Dunklem kontrastiert mit der besänftigenden Sicht des Meeres und dem relaxierenden Wellenrauschen. Doch der moderne Mensch vergisst oft auf diese duale Natur des Wassers, und beschränkt sich auf die in den Reisekatalogen abgelichtete Attraktivität. 

Gerade diese Sorglosigkeit und die Hingabe an den angenehmen Aufenthalt am Meer wurden zum Ausgangspunkt und zum Hauptthema des Werkes der jungen, polnischen Malerin Julita Malinowska. Die in der Ausstellung „At the Sea-Side“ in der Galerie Sandhofer präsentierten Bilder bilden gleichsam ein Resümee des bisherigen Schaffens der Künstlerin. Die Leinwände stammen aus 2010 und gehen zurück bis 2006, sie ergänzen einander und vermischen sich inhaltlich. 

Malinowska widmet sich, wie auch Claude Monet, der endlos seine berühmten Seerosen malte, dem Thema des Strandes als eines Ortes, der psychosoziologisch ungewöhnlich ist. Einerseits ist es ein öffentlicher Platz, auf dem wir überdeutlich sichtbar sind. Menschen in Badeanzügen stellen sich zur Schau und sind den kritischen Blicken anderer Strandbesucher ausgesetzt. Jedoch bewirken die Hitze, die entspannte und verspielte Atmosphäre, dass die Menschen schrittweise lockerer werden und sich auf sich selbst konzentrieren und vergessen dabei die Regeln, die auf öffentlichen Plätzen normalerweise gelten. Wie die Künstlerin selbst bemerkt: Die Anwesenheit eines Individuums unter der unzähligen Masse gibt das Gefühl der Anonymität, was einem erlaubt sich gehen zu lassen. Auf dieser Weise wird der Strand zur riesigen Bühne, auf welcher unzählige Auftrittszenen statt finden. Gerade diese sind das Thema von Julita Malinowskas Bildern. 

Die Aufmerksamkeit des Zuschauers konzentriert sich auf die Helden dieser Szenen – Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Die Leinwände aus 2006 zeigen thailändische Kinder, die unbekümmert im Meer spielen. Die Künstlerin verewigte sie zwei Jahre zuvor auf ihren Fotos um sie später zu malen und ihre reine und aufrichtige emanierende Lebensfreude aufs Neue auf Leinwand zu bannen. Die dunkle Hautkarnation der Kinder erinnert an die polynesischen Frauen Gauguins. Besonders augenfällig wir dies auf den Bildern „Gesten IV“ und „Gesten V“: Vor klarem, puristischem Hintergrund, dominieren Kindersilhouetten den Bildausschnitt. Ihre expressive Haltung drückt ihre gegenseitige Relationen und Emotionen aus. Aus ihnen emaniert die Natürlichkeit und der Mangel an Scham angesichts ihrer eigener Nacktheit; so muss das verlorene Paradies ausgesehen haben. Die Nacktheit der Kinder in Malinowskas Bildern ist rein und ursprünglich. Es erinnert an die Antike und die Liebe zum eigenen Körper wie z.B. im Bild „By the swimming-pool“ (2008), das nackte Jünglinge beim Springen in den Pool und beim Verlassen des Pools zeigt. 

Malinowska registriert auch ungeniertes Zeigen von Zuneigung auf den Strand. Besonders interessant ist ein Bild, auf welchem sich drei Paare küssen und sinnlich im Wasser umarmen. Bis zur Hüfte eingetaucht, scheinen sie vollständig vergessen zu haben, dass sie von anderen Menschen beobachtet werden. Indem sie auf diese Szene zurückgreift, zeigt uns die Künstlerin, dass Wasser einen erotischen Anklang hat und auf natürliche Weise mit körperlicher Liebe verbunden ist. 

Obwohl Wasser und Strand sehr wichtige Elemente in den Bildern Malinowskas sind, wurden sie nicht realistisch gemalt. Sie wurden eher wie eine Szenografie behandelt: als unaufdringlicher Hintergrund der es dem Zuschauer erlaubt seine Aufmerksamkeit auf die menschlichen Verhaltensweise, Emotionen und gegenseitige Relationen zu richten. 

Der Himmel, das Meer und sandige Strände erzeugen des Öfteren flach postierte Farbflächen. Diese Einfachheit macht die gemalten Motive unreal, sodass sie als Kompositionen schön und angenehm fürs Auge wirken. Durch diesen Griff führt die Künstlerin den Betrachter in die Irre. Statt Beunruhigung empfinden wir Begeisterung, bei dem Betrachten von Menschen die von einem unsichtbaren Kliff in das tiefe Meer springen. 

Paulina Sadowska 

 

  • Gestures XVI 2008 oil on canvas 50x50cm

    Gestures XVI 2008

  • Gestures V 2008 oil on canvas 70x150cm

    Gestures V 2008 oil on canvas 70x150cm

  • Gestures XX 2008 oil on canvas 50x50cm

    Gestures XX 2008 oil on canvas 50x50cm

  • Looking at the yellow 2008 oil on canvas 66x18cm

    Looking at the yellow 2008 oil on canvas 66x18cm

  • Humayuns Tomb II 2007 oil on canvas 70x90 cm

    Humayuns Tomb II 2007 oil on canvas 70x90 cm

  • Gestures IV 2008 oil on canvas 70x150cm

    Gestures IV 2008 oil on canvas 70x150cm

  • The kitch 2010 oil on canvas 50x70cm

    The kitch 2010 oil on canvas 50x70cm

  • Lovers III 2010 oil on canvas 40x40cm

    Lovers III 2010 oil on canvas 40x40cm

  • Children XXV 2006 oil and acrylic on canvas 30x40cm

    Children XXV 2006 oil and acrylic on canvas 30x40cm

Photo Documentation of the Exhibition

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